Der BTB ist die Fachgewerkschaft der Beschäftigten in den Bereichen Technik und Naturwissenschaft im öffentlichen Dienst.

Wir vertreten die Interessen unserer Mitglieder bei der Fortentwicklung des Dienst- und Besoldungsrechts und bringen unsere fachspezifischen Interessen auch in den Tarifverhandlungen ein.

Der BTB als Fachgewerkschaft ist Mitglied im dbb beamtenbund und tarifunion.

BTB Fachkongress zum 50-jährigen Jubiläum der Gründung der BTBkomba Baden-Württemberg
"Klimawandel als Herausforderung für technische Fachverwaltungen"

Jan Seidel

Mit der Schwerpunktsetzung des BTB Fachkongresses „Klimawandel als Herausforderung für technische Fachverwaltungen“ wurden 160 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Verbindung mit dem  50-jährigen Jubiläum von BTB Komba Baden-Württemberg nach Stuttgart Bad Cannstatt geladen.

Am 22. September 2023 eröffnete der BTB Bundesvorsitzende Jan Georg Seidel im  Kursaal von Bad Cannstatt mit Referenten und Gästen aus Politik und Wissenschaft den BTB Fachkongress 2023. Dass der Klimawandel angekommen ist, dem wird kaum jemand widersprechen. Die Entwicklung des Klimas ist aktuell eine der größten Herausforderungen, dem sich die Gesellschaft in Deutschland, Europa und die Menschheit weltweit stellen muss.

Dürren und Unwetterereignisse

Durch die Veränderungen des Klimas verstärken sich  humanitären Krisen beträchtlich. Dürren, extreme Niederschläge mit Überschwemmungen – dies sind Beispiele für Bedrohungen von Lebensgrundlagen weltweit. Nationale und internationale Anstrengungen sind erforderlich, Ansätze, um sich vor den rasanten Veränderungen des Klimas zu schützen und die Folgen des Klimawandels einzudämmen. Ohne wirksame Gegenmaßnahmen werden sich die Probleme vervielfachen und die Auswirkungen beschleunigt bemerkbar machen.

Technik und Naturwissenschaft ist gefordert

Bei den Maßnahmen zum Klimawandel und zum Klimaschutz sind besonders die technisch-naturwissenschaftlichen Fachverwaltungen mit neuen Aufgaben gefordert. Diese zusätzlichen Aufgaben bei den bestehenden Aufgaben zu leisten, ist kaum möglich. Verschärft wird die Situation durch den Fachkräftemangel, welcher inzwischen in allen Zweigen der Verwaltung spürbar angekommen ist und in besonderer Weise die technisch-naturwissenschaftlichen Bereiche trifft, so der BTB Bundesvorsitzende bei der Eröffnung des BTB-Fachkongress 2023.

Aufklärung statt Polarisierung

Mit dem BTB Fachkongress 2023 soll ein Beitrag zur öffentlichen Debatte geleistet werden. Grade das Thema „Klimawandel und seine Folgen“ polarisieren die Gesellschaft. In Medien werden oft die Positionen der radikalen Ränder, wie radikale Klimaaktivisten und radikale Klimaleugner, veröffentlicht. Die vernunftgeprägte Mitte der Gesellschaft, die schon viele Beiträge zum Klimaschutz, wie CO-2-Reduzierung leistet, steht meist nicht im Zentrum der Debatte. Der BTB Fachkongress soll zeigen, welche Maßnahmen durch die technischen Fachverwaltungen schon umgesetzt und welche Entwicklungen sich abzeichnen.

Günther OettingerGünther Oettinger: Engagement für freiheitliche demokratische Grundordnung ist in Zeiten der weltweiten Krisen mehr denn je gefordert!

Mit einem deutlichen  Statement forderte der EU-Kommissar a. D. Günther H. Oettinger die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für den die freiheitliche demokratische Grundordnung in Krisenzeiten einzutreten.

Der frühere Ministerpräsident von Baden-Württemberg und ehemalige  EU-Kommissar Günther Oettinger, der eng mit dem BTB Ehrenmitglied Horst Bäuerle verbunden ist, wurde per Live-Videoschaltung aus München in den BTB Fachkongress eingebunden. Mit sehr herzlichen Genesungswünschen grüßte Günther Oettinger den BTB Baden-Württemberg Ehrenvorsitzenden und das BTB Bundesehrenmitglied Horst Bäuerle. Die zahlreichen guten Begegnungen und Kontakte mit Horst Bäuerle hat Günther Oettinger noch in bester Erinnerung. Günther Oettinger hat Horst Bäuerle stets als engagierten Kämpfer für die Interessen der Beschäftigten des öffentlichen Dienstes erlebt und dabei hat Horst Bäuerle immer verantwortungsvoll für die Funktionsfähigkeit des Landes Baden-Württemberg gedacht und gehandelt. Durch diese Haltung hat Horst Bäuerle den BTB Baden-Württemberg und den Beamtenbund Baden-Württemberg zu einem verlässlichen Verhandlungspartner für die Landesregierung und die politischen Gesprächspartner werden lassen und dabei hat er stets die berechtigten Interessen der Beschäftigten des öffentlichen Dienstes stark  positioniert. Die Interessen der Beschäftigten tatkräftig und besonders wortgewandt zu vertreten, war das Markenzeichen von Horst Bäuerle.

In seinen Ausführungen zur aktuellen politischen Lange machte Günther Oettinger deutlich, dass die jüngsten zahlreichen Krisen eine enorme Herausforderung sind. Die Covid-Pandemie, der Ukrainekrieg, die Energiekrise, die Inflation und natürlich die Klimakrise sind nahezu gleichzeitige Anforderungen an die Gesellschaft. Günther Oettinger machte deutlich, welche Herausforderungen für die Industrie in Deutschland und in Europa gegenwärtig bestehen. Beispielsweise sind die Energiekosten für die chemische Industrie eine Gefahr für die Produktionsstandorte. Dabei darf allerdings nicht vergessen werden, dass deutsche und europäische Industrieproduktionen zu den besten, sichersten und nachhaltigsten der Welt zählen. Ebenso gibt es gravierende Veränderungen in der deutschen Automobilproduktion. Hier muss zügig ein politischer Rahmen geschaffen werden, damit die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen und europäischen Produktion gesichert wird.

Mit einem besonders innigen Statement für die freiheitliche demokratische Grundordnung stellte Günther Oettinger das gesellschaftliche Bewusstsein heraus, dass wir uns alle für die freiheitlichen und demokratischen Werte einsetzen müssen. Die Mehrzahl der Menschen in der Welt werde nicht von demokratisch gewählten Regierungen regiert. Es gibt Diktaturen, Autokratien und einige fragwürdige beziehungsweise scheinhafte Demokratien, die sich nicht mit den Werten der Freiheit, Meinungs- und Pressefreiheit und nicht dem Friedensbestreben in Einklang bringen lassen. In diesem Zusammenhang macht Günther Oettinger deutlich, dass wir alle gefordert sind, uns für die freiheitliche demokratische Grundortung und für unsere Werte einzusetzen.

Michel GolibrzuchDaten der Vermessung – Daten des Klimaschutzes und der Daten für gezielte Schutzmaßnahmen!

Mit dem ersten Vortrag stellte der Präsident des Landesamtes für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen (LGLN) Michel Golibrzuch den besonderen Bezug der Daten der Geoinformation und Vermessung für die Erfassung der Folgen des Klimawandels vor. Konkret werden die Daten der Vermessung eingesetzt, um die Entwicklung der Küstenregionen bei steigendem Meeresspiegel und veränderter Meerestemperatur zu erheben und zu bewerten. Mit der Erarbeitung von Unwetterschutzkarten können Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung bei besonderen Niederschlagsereignissen abgleitet werden. Ebenso wird durch die Entwicklung von Waldbrandschutzkarten mit den Daten der Vermessung ein wichtiger Beitrag zum Schutz vor den Folgen des Klimawandels und zum Schutz der Einsatzkräfte bei Waldbränden geleistet.

In seinem Fachbeitrag stellt der Präsident des LGLN Michel Golibrzuch die Zusammenhänge der Daten der Vermessung mit der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen und Maßnahmen zum Schutz vor den Folgen des Klimawandels heraus und verdeutlichte dies an zahlreichen Beispielen,  wie der  Karte für Wasserstofftankstellen, der Steuerung von Einsatzkräften mit Unterstützung der Satellitenfernerkundung bei Einsätzen des Katastrophenschutzes während Unwetterereignissen oder der mithilfe von Daten der Vermessung zielgenauen Ausbringung von Wasser und Düngemitteln in der Landwirtschaft.

 

Dr. Falko SchappacherKraftwerk Batterie – die Mobilität für die Zukunft!

Zum Stand von Technik und Wissenschaft in der Anwendung der Batterietechnologie informierte  Herr Dr. Falko Schappacher der Kaufmännisch technische Direktor des MEET Münster Electrochemical Energie Technologie der Westfälischen Wilhelms-Universität-Münster. Dr. Schappacher stellte den aktuellen Entwicklungsstand der Batterieforschung vor. Weltweit wird gegenwärtig an der Steigerung der Ladekapazität und der Ladegeschwindigkeit geforscht. Grundsätzlich sind die Bauteile und die Grundfunktion in einer Batteriezelle unverändert. An allen Bestandteilen, Anode, Kathode, Elektrolyt und Separator wird zur Steigerung der Kapazität und Ladegeschwindigkeit sehr feinteilig geforscht.

Viele kleine Entwicklungsschritte verbessern die Batterieleistung!

Durch viele kleine Verbesserungsschritte aus der Forschung  werden die Performanz, Energiedichte, Sicherheit und Lebensdauer von Batteriezellen Stück für Stück verbessert und es ist die Summe der einzelnen Schritte, die den Fortschritt ausmachen. Darüber hinaus werden die komplexen Zusammenhänge der Einzelteile sowie ihr Design und die entsprechenden Produktionsprozesse analysiert und optimiert.

Batterietechnologie hat aktuell einen Vorsprung beim Gesamtwirkungsgrad!

Derzeit liegt der energetische Gesamtwirkungsgrad von einem direkt batteriebetriebenen Elektroauto deutlicher höher als die Nutzung durch mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellen oder einem Einsatz von sogenannten e-Fuels in Verbrennungsmotoren. Dies ist insbesondere im Hinblick auf die nachhaltige Erzeugung der Windenergie und Photovoltaikenergie bedeutend. Daher ist die Technologieoffenheit bei den drei vorgenannten Technologien aktuell aus wirtschaftlicher Sicht nur eingeschränkt sinnvoll.

Batterietechnologie grundsätzlich eine sehr sichere Technologie!

Im Rahmen des Fachkongresses wurden auch die Fragen der Sicherheit der Batterietechnologie thematisiert. Der Batterieexperte Dr. Falko Schappacher hält moderne Batterien / Akkus r für vergleichsweise sehr sicher – wenn, wie bei anderen Technologien, Vorgaben umgesetzt werden. Die Batterie an sich ist ja nicht feuergefährlich. Es liegt in der Regel am Verbau vom Akku im Gehäuse. Wenn man ihn einbaut und dabei komprimiert – beim Laden gibt es noch eine gewisse Ausdehnung –, kann es zu einem Kurzschluss kommen. Der kann, muss aber nicht, in einem Brand enden. Eine einfache Fehlkonstruktion, bei einer Quetschung des Akkus oder durch einen eindringenden Gegenstand kann es immer zu einem Brand kommen – auch bei konventionellen Blei-Säure-Batterien. Bei den Bränden reiner E-Fahrzeuge sind auch Gegenstände, die auf der Straße lagen, in die Batterie eingedrungen. Dabei zeigte sich, wie sicher diese Systeme eigentlich sind, da erst eine gewisse Zeit nach den Unfällen das Feuer ausgebrochen ist. Es ist nicht zutreffend, dass die Lithium-Ionen-Technik unsicher sei, so der Experte. Wenn man überlegt, wie viele Millionen  solcher Akkus jedes Jahr produziert werden, und wie wenige Brände es gibt, dann sei dies doch sehr überschaubar im Vergleich zu Verbrennungsmotoren oder anderen Technologien. Bei konventionellen Autos gibt es allein in Deutschland knapp 20.000 Brände pro Jahr. Darüber spricht nur niemand. Bei Handys ist auch das Gewicht wichtig: Wiegt ein Gerät 180 statt 160 Gramm, wird es bei Tests direkt abgewertet. Man macht die lebensverlängernden Materialien also entsprechend dünner. Chemische Zersetzungsprozesse führen zu Gasbildung, normalerweise von CO-2. Wenn der Akku dann aufplatzt, ist das nicht unbedingt der Gesundheit zuträglich. Generell kann man nicht ausschließen, dass ein falsch gelagerter Akku im Keller Feuer fangen kann, aber das ist eher die Ausnahme. Zum Lagern sollte man Batterien auf ein mittleres Ladelevel von ca. 50 Prozent bringen, was ganz gut den Zustand der geringsten Alterung trifft. Eine Prüfpflicht für Akkus lehnt der Experte ab.

Dr. Stefan WalchKlimawandel und Lebensmittelüberwachung - Wie der Klimawandel unsere Ernährung verändern könnte!

Ernährungssicherung und Lebensmittelsicherheit unter den Anforderungen des Klimaschutzes und des Klimawandels standen im Zentrum des Fachvortrages von Herrn Dr. Stefan Walch, dem Amtsleiter des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes Karlsruhe.

Lebensmittel und die klimafreundliche Erzeugung!

Die Erzeugung von Lebensmitteln und damit die Versorgung der Menschheit mit ausreichend Nahrung wirkt sich das Klima aus. Dies stellte Dr. Walch besonders deutlich am Beispiel der Fleischproduktion und der Gemüse- und Obstproduktion vor. Die Folgen für das Klima sind gravierend und unterscheiden sich sehr stark. Es kommt auf die Art der Lebensmittel und die Produktionsprozesse an, auf deren Herstellung und Verarbeitung, den Transport, die Aufbewahrung und Zubereitung.

Insekten und Laborfleisch

Den Blick lenkte Dr. Stefan Walch auch in eine Richtung, die das Auditorium aufhorchen ließ: Ging es doch um Alternativen, wie Insekten als Lebensmittel. Insgesamt sind in der Europäischen Union (EU) bereits vier Insekten wie Mehlkäfer, Wanderheuschrecke, Hausgrille und Buffalowurm als Lebensmittel zugelassen. Daneben laufen Diskussionen um das sogenannte Laborfleisch. Laborfleisch kann Umweltbelastung reduzieren und dies ist für eine nachhaltige Ernährung unter Beachtung von Klimaschutzzielen relevant. Schließlich argumentieren Befürworter dieser Technik nicht nur mit dem Tierwohl, sondern auch mit der deutlich niedrigeren Umweltbelastung von Laborfleisch. Eine aktuelle Analyse von CE-Delft, einem niederländischen Forschungsinstitut für Fragen der Nachhaltigkeit ermittelte, dass Laborfleisch, das unter besten Bedingungen - inklusive der Nutzung von grüner Energie - produziert wird, eine sieben bis achtfache Reduzierung der Umweltbelastung (CO-2, Wasser, Feinstaub, Landnutzung etc.) aufweist.

Gentechnisch veränderte Pflanzen zur Sicherung der Ernährung

Ein weiteres Thema stellte Herrn Dr. Walch mit dem Einsatz von gentechnisch veränderten Pflanzen für die Ernährungssicherheit vor. Dabei sollen Pflanzen so gentechnisch verändert werden, dass sie gegenüber länger andauernden Trockenphasen resilient sind. Mit gentechnisch veränderten Pflanzen kann den Folgen der Klimaveränderung hinsichtlich der Ernährungssicherheit durch Pflanzen mit sehr wenig Wasserbedarf oder mit einer Hitzebeständigkeit entgegnet werden. Hierzu ist, allerdings ähnlich wie bei den anderen Bereichen, eine Akzeptanz in der Gesellschaft erforderlich. Schon jetzt ist berechenbar, dass es bei fortschreitender Zunahme der Weltbevölkerung zu Veränderungen der Ernährungsversorgung kommen wird.

Einen wichtigen Beitrag können allerdings schon jetzt alle leisten!

Ein Stopp der Lebensmittelverschwendung – Schützt das Klima! Die Lebensmittelverschwendung muss gestoppt werden. In Deutschland und in der Europäischen Union werden sehr viele Mengen Lebensmitteln vernichtet, weil sie entweder das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben oder sie gesundheitlich nicht relevante Qualitätsansprüche, wie Aussehen, nicht erfüllen. Diesbezüglich ist ein Umdenken erforderlich, damit Ressourcen  nicht zulasten des Klimas vernichtet werden.

Es gibt für Technik und Naturwissenschaft viel zu tun!

Im Anschluss an die Fachbeiträge blieb für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vom BTB Fachkongress 2023 leider nur begrenzt Zeit für einen Austausch. Dieser Austausch muss weitergeführt werden. Die Fragen und Beiträge der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum technologischen Fortschritt und zur Begrenzung des Verbrauchs werden wir innerhalb des BTB fortführen.

Der BTB dankt den Referenten für ihre außerordentlichen Fachbeiträge und den Vertretungen aus Politik  und Verwaltungsleitungen für ihre Teilnahme am BTB Fachkongress. Für die Ausrichtung des BTB ist im Rahmen des Fachkongresses 2023 deutlich geworden, dass ohne Technik und Naturwissenschaft im öffentlichen Dienst Klimaschutz nicht möglich sein wird. Technik und Naturwissenschaft ist Klimaschutz!